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Kältemittelgemische mit großem Temperaturgleit

Bei der Auslegung von Anlagen mit zeotropen Kältemittelgemischen fällt auf, dass sich die Leistungsangaben in den Katalogen von Komponentenherstellern einmal auf die Taupunkttemperatur und ein anderes Mal auf die Siedepunkttemperatur beziehen. Spielt das keine Rolle oder warum ist man sich da nicht einig?


Im Gegensatz zu Reinstoffen und azeotropen Gemischen erfolgt bei zeotropen Kältemittelgemischen der Phasenübergang (flüssig « gasförmig) nicht bei einer Temperatur, sondern in einem Temperaturbereich. Dieser sogenannte Temperaturgleit, kann unterschiedlich groß ausfallen. In der Praxis bedeutet dies einen Temperaturanstieg beim Verdampfen und eine Temperaturabnahme bei der Verflüssigung. Das heißt, bei einem bestimmten Druck sind die Sättigungstemperaturen in Flüssigkeits- und Gasphase unterschiedlich (siehe Grafik). Bei zeotropen Kältemittelgemischen mit großem Temperaturgleit spielt es für die Auslegung von Komponenten durchaus eine Rolle, ob man sich bei gegebenem Druck auf die Temperatur an der rechten oder linken Grenzkurve im log p,h-Diagramm bezieht. Es ist tatsächlich so, dass sich die Hersteller auf unterschiedliche Temperaturen beziehen. So wird z.B. von den Verdichterherstellern häufig die Taupunkttemperatur als Bezugsgröße genannt. Die Reglerhersteller hingegen verwenden im Allgemeinen auf der Hochdruckseite die Siedetemperatur und nur auf der Niederdruckseite die Taupunkttemperatur. Üblicherweise ist jedoch der Bezugspunkt innerhalb einer Produktgruppe - also z.B. bei allen Verdichtern – gleich. Eine weitere Vorgehensweise besteht darin, die Verdampfungs- und Verflüssigungs­temperatur als Mittelwert zu definieren. Dies hat jedoch beispielsweise zur Folge, dass gemessene Unterkühlungs- und Überhitzungstemperaturen bezogen auf die Mittelwerte nicht real sind, da die Überhitzung eigentlich erst ab dem Taupunkt beginnt. Der Mindestwert für den maximal. zulässigen Druck in der Anlage wird aus der DIN EN 378 Teil 2 Abschnitt 6.2.2.1 Tabelle 2 (Festgelegte Konstruktionstemperaturen) bestimmt. Gemäß Norm ist für die zeotropen Gemische ist der maximal zulässige Druck (PS) der Druck am Siedepunkt. Man wird beim Einsatz zeotroper Kältemittelgemische wohl weiterhin mit den unterschiedlichen Temperaturen leben müssen. Dies bedeutet allerdings, dass im Fall von R 407C bei gleichem Druck von z.B. 12,5 bar (absolut) eine Bezugstemperatur („Kondensationstemperatur“) für den Verdichter von 32,28°C und für das TEV eine Temperatur von 26,72°C eingesetzt werden muss. Dies ist bei der Auslegung berücksichtigen, um Fehler zu vermeiden. Auch in der Praxis ist es von Bedeutung, dass die richtige Bezugstemperatur verwendet wird. Wird in einer bestehenden Anlage zum Beispiel die Überhitzung zu prüfen sein, muss die Taupunkttemperatur als Bezug verwendet werden. Bezieht man die Messung auf die Siedetemperatur entsteht ein wesentlicher Fehler. Ein Beispiel:
In einer R 407C-Anlage wird am Verdampferaustritt ein „Verdampfungsdruck“ von 4 bar (Ü) und eine von ca. + 9 °C gemessen. Der Bezug zur Taupunkttemperatur (+ 2,36 °C) ergibt eine korrekte Überhitzung von ca. 6,6 K. Würde der Monteur seine Messung auf die Siedetemperatur (-3,85 °C) beziehen, käme er auf eine Überhitzung von ca. 12,9 K (siehe Diagramm). Es besteht die Gefahr, dass er dann die Überhitzungseinstellung am Expansionsventil reduziert. Mögliche Folge ist, dass das Expansionsventil instabil regelt, was zu Verdichterschäden durch teilweise unverdampftes Kältemittel führen kann.